Ok, sieht so aus, als sei die Globalisierung jetzt auch in der heilen
Welt deutscher Softwareentwicklung angekommen. Kann man das auch
diskutieren, ohne hier gleich die Reflexe politisch korrekter Diskurse
zu triggern? Man kann darüber streiten, wie witzig oder weniger witzig
das T-Shirt ist, ob man sowas macht oder nicht oder ob das politisch
korrekt ist oder auch nicht: Aber man kann wohl nicht mehr
wegdiskutieren, dass inzwischen auch jeder Softwareentwickler die
Folgen der Globalisierung zu spüren bekommt. Vor ein paar Jahren waren
es noch die Neffen vom Chef (“Der macht auch so HTML und sowas…”)
die da ins Feld geführt wurden, wenn es um Verhandlungen um Gehälter
oder Projektvolumen geht, jetzt ist es Indien/Russland/). So in einem Unternehmen, mit dem
ich zusammen arbeite, gerade geschehen: Da wird jetzt in Indien
gedruckt, auch wenn sich das wirtschaftlich nicht rechnet, die
Qualität in den Keller geht und die Kollegen, die hier gerade ihren
Job verloren haben darüber nicht gerade erfreut waren. Auch wenn wir
in unserer Branche wohl momentan (leergefegter IT-Arbeitsmarkt, nach
wie vor ungebrochene Investitionsbereitschaft für IT-Projekte) konkret
wenig zu fürchten haben, geistert das Globalisierungsgespenst durch so
manches Kundengespräch, bei denen man wieder mit der alten Frage
konfrontiert wird “Warum ist Software so teuer?”
(http://www.amazon.de/Warum-ist-Software-so-teuer/dp/3446189025/
), jetzt eben mit einer globalen Drehung.
Dabei gehen mir dann auch weniger die indischen Kollegen auf die
Nerven, als die deutschen Unternehmen, in deren Köpfen sich irgendwie
festgefressen hat, das Softwareentwicklung nicht teuer sein darf, was
ja die Tarife in Russland und Indien zeigen. Dabei haben die Leute
dieselben Probleme wie wir hier: Wenn sie gut sind, sind sie auch
nicht billig, und wenn sie billig sind, dann hat das meist den Haken,
dass sie weg sind, sobald sie gut werden und da hin gehen, wo sie
vernünftig bezahlt werden. Ist hier ja auch nicht anders.
Um damit dann auch noch mal auf den Kollegen Ratnavel zurück zu
kommen: Zu einem guten oder schlechten Softwareentwickler gehören dann
auch eine gewisse Etikette, die Fähigkeit eine API-Dokumentation zu
lesen, die Bereitschaft sich in ein technisches Gebiet erstmal
einzuarbeiten, bei google zu recherchieren und eine Bitte um Hilfe bei
einem technischen Problem halbwegs höflich zu formulieren. Was dann
eigentlich auch ganz gut zusammenfasst, warum Software so teuer ist,
egal ob sie aus Banagalore, Nowosibirsk oder München stammt…
Grüßestefan
Am 23.07.2008 um 12:55 schrieb J.f. Sebastian: